Sonntag, 2. Dezember 2012

Neue Schulen für die (britische) Mittelschicht

Ein interessantes Konzept verfolgt die in diesem Artikel in der ZEIT beschriebene, neu gegründete englische Schule, die als vielversprechender Anfang gesehen werden kann, das englische Schulsystem zu reformieren.

Da regt sich etwas...

Hallo an alle, die vielleicht doch noch ab und an hier vorbeischauen, ob sich etwas tut. Ich könnte nun an dieser Stelle in langes Jammern darüber verfallen, wie wenig Zeit ich im letzten Jahr hatte. Es wäre durchaus gerechtfertigt, muss aber auch nicht in aller Breite ausgewälzt werden. Was ist seit dem letzten Post passiert? Nun, zunächst einmal ist unsere wunderbare Tochter, Frieda Marlene mit Namen, geboren worden und erfreut sich nunmehr im 16. Lebensmonat bester Gesundheit (Schnupfennase ist ja bei Krippenkindern Dauerzustand...). Trotz gelegentlicher/häufiger/nervenaufreibender Wutanfälle ist sie vor allem eins: ein kleines Herzchen. Es ist verrückt, wie viele Fortschritte sich in so einem kleinen Leben vollziehen, sie läuft inzwischen sehr sicher und schnell umher und gedeiht prächtig. 

Was ist noch passiert? Nach 11 Monaten Elternzeit arbeite ich seit August wieder, bzw. durchwandere zielstrebig und eifrig, soweit es die Zeit eben zulässt, mein Referendariat. Ich wurde einer neuen Schule als Referendarin zugewiesen, wo es mir sehr gut gefällt: dem Gymnasium Lerchenfeld. Auch in neue Seminare wurde ich natürlich gesteckt, sodass ich auf einen Schlag sehr viele neue Menschen kennenlernen durfte. 
Außerdem sind wir umgezogen und wohnen jetzt auf St. Pauli. Ja, genau dort, wo das Nachtleben blüht, sich das Rotlichtmilieu tummelt und das Millerntorstadion nicht weit entfernt ist. Wir haben eine fantastische Wohnung und sind fest entschlossen, diese auch noch sehr lange zu bewohnen. 
Dem aufmerksamen Leser ist vielleicht nicht entgangen, dass ich nach dem Besuch eines Wahlmoduls (für alle, die die Hamburger Referendarssystem nicht kennen: das ist eine Art Fortbildung) ein neues Weblog eröffnet habe, das nicht als Konkurrenz zu dem bestehenden, sondern als Ergänzung zu betrachten ist. Ich werde es v.a. als ein Lehrerblog benutzen und die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten von Weblogs im Unterricht reflektieren. Ein Besuch ist natürlich wärmstens zu empfehlen, auch dort warte ich gespannt auf Kommentare zu meinen didaktisch-methodischen Überlegungen. Da meine Zeit auch weiterhin arg beschränkt bleibt, werde ich weiterhin den Vorsatz verfolgen, beide Blogs möglichst regelmäßig zu aktualisieren. Willkommen zurück, World Wide Web!

Sonntag, 19. Juni 2011

Christiane F. lässt grüßen

Nach dem Besuch beim Arzt am Mittwoch sehe ich noch ein wenig zerstochen aus. Drei Blutentnahmen innerhalb von 2 Stunden hinterlassen eben Spuren. Aber keine Details, das möchte ja nun wirklich niemand hören, nur soviel: Es war einem Test auf Schwangerschaftsdiabetes geschuldet, ich bin weiterhin nicht krank sondern putzmunter, genau wie der wild strampelnde Nachwuchs.
Ich hatte ja gehört die ersten drei Monate des Referendariats in Hamburg seien recht entspannt, was sich auch in der Tat so darstellt. Der meiste Stress entsteht durch die Seminarnachmittage, den ganzen Schuleingewöhnungskram hatte ich mehr oder weniger schon im letzten halben Jahr, als ich von der Uni kommend ein bisschen ins kalte Wasser gestoßen wurde. Sehr lehrreich, wie ich heute finde. Jedenfalls geschieht gerade in den letzten Schulwochen nicht mehr viel, sodass ich das Warten auf die nächste Zeugniskonferenz mal wieder mit Zeitungslektüre verbringen konnte. Ok, keine schön knisternde, schwer wieder zusammenfaltbare Zeitung, sondern nur die Onlineausgaben. Ein paar Leseempfehlungen möchte ich daher hier aussprechen.

Zum Einen stieß ich auf einen Artikel zu einem Bildband über russische Kinder (neu)reicher Eltern.
Heute lernt die gehobene Gesellschaft Russlands – wie so viele – also nicht mehr Französisch, sondern setzt ihren Kindern englische Nannys vor. Das Phänomen der komplett ausgebuchten Tage zieht sich in anderen Gesellschaften sicherlich auch durch andere Milieus, wie immer bleibt dabei die Frage: Soll das das bessere Leben sein, welches die Eltern ihren Kindern angeblich angedeihen lassen wollen? Regelrecht betont wird in dem Artikel 
", dass es keine Tradition gibt, deshalb formen die Menschen sich und ihre Umgebung jeden Tag neu.“ 
Ich bin mir nicht sicher, ob diese Behauptung in der Form richtig ist.

Einen besonders amüsanten Leserkommentar verfasste ein Herr Franz Müller unter einem FAZ-Artikel über das diesjährige WGT: 
Für mich ist dieses Treffen nichts weiter als eine weitere Narrenveranstaltung wie etwa Fastnacht, Homosexuellendemos, Halloweentreiben und so weiter. Veranstaltungen dieser Güte nehmen rapide zu. Denen fehlt's an Arbeit, vermute ich, oder haben Sie schon mal jemanden mit einer solchen Frisur an einer Arbeitsstelle arbeiten gesehen?“
Im Gegensatz zu manch anderen Lesern, die sich gleich verbal auf den werten Herrn stürzten, lass ich seine Meinung einmal unkommentiert stehen. Schließlich soll jeder das Recht haben, sich lächerlich zu machen.

Besonders sauer stieß mir ein Artikel über die Verschulung des Hochschulwesens auf.
Wenn wir die üblichen Klagen über das böse G8-Abitur einmal beiseite lassen – auch in meiner neuen Heimat quittiere ich es meistens nur mit einem spöttisch verzogenen Mundwinkel – waren einige der geschilderten Tendenzen auch in meiner Studienzeit zu beobachten, auch wenn ich noch in einem „alten“ Studiengang war. In dem Artikel kommt gut zur Geltung, dass die beschriebenen Phänomene nicht selten von den Studenten selbst ausgehen: 
Einige wollen von den Dozenten gern geduzt werden, aber Siezen natürlich ihren „Lehrer“.“ 
Wie bitte? Ich dachte bisher die gerade erst die Schule verlassenden Menschen wollen endlich erwachsen sein und auch so behandelt werden? Doch anscheinend siegt die Bequemlichkeit, das aus der Schulzeit bekannte Geduztwerden, über den Anspruch als Erwachsener ernst genommen zu werden. Dies komm mir allerdings wie ein Spiegel der allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung vor, IKEA ist überall. Jetzt klinge ich gar für meine Ohren sehr spießig, oder ist das eine verzerrte Wahrnehmung? Doch der Peinlichkeiten nicht genug: 
„Die Mails beginnen mit der Anrede „Sehr geehrter Herr Dr.“ und schließen mit „Lieben Gruß, Anja“.“ 
Da sitzt man 5 Minuten da und grübelt über die richtige Grußformel an seinen Dozenten, dabei könnte die Welt so einfach sein. „LG“ ist ein Massenphänomen, das sich unaufhaltbar ausbreitet wie jüngst die Horrormeldungen über EHEC in Hamburg. Ich habe diese Art Grußformel selbst auch schon in Mails von Schülern, aber auch von einem Seminarleiter bekommen. Also wer passt sich hier eigentlich wem an? Auch eine weitere Klage ist nicht neu: 
Anpassung steht hoch im Kurs, aber die Aufforderung, selbständig zu arbeiten, erzeugt oft unverhältnismäßige Ängste. In der Evaluation werden Dozenten nicht selten dafür bestraft, weil sie Studierende dazu zwingen, selbst ein Thema für die Hausarbeit zu wählen und sich selbst die Literatur zu suchen. Selbstorganisationszumutungen werden als Selbstorganisationsüberforderung erlebt, weil die Schülerrolle sehr viel passiver definiert ist als die eines Studenten. Dozenten behandeln (spätestens) in den Masterstudiengängen die Studierenden aber erst einmal als Erwachsene, oft zum Leidwesen ihrer „Schüler“.“ 
In gewisser Weise sehe ich hier einen Widerspruch zwischen den neu formulierten (kompetenzorientierten!) schulischen Anforderungen und den Entwicklungen an der Uni. Theoretisch sollen die Schüler gerade in der Studienstufe, wie sie hier heißt, auf das selbstständige Arbeiten vorbereitet werden, praktisch kommt das Ganze jedoch zu oft zu kurz, wie ich des Öfteren bei „meinen“ 12ern im letzten Schuljahr erleben durfte. Wenn selbst in der mündlichen Abiturprüfung noch ein fehlerhaftes Quellenverzeichnis vorgelegt wird, sind die einfachsten Regeln des wissenschaftlichen Arbeitens, wie sie wohl in dem eigens geschaffenen „Seminar“ der Profiloberstufe gelehrt werden sollen, noch nicht auf fruchtbaren Boden gefallen Nur: kann man hierfür wirklich allein die Schüler verantwortlich machen? Wohl kaum. Hier müssen sich auch die Lehrer selbstkritisch an die eigene Nase fassen, schließlich sollen Abiturienten besser auf das Studium vorbereitet werden, wie es immer wieder als Anforderung an die Schulen herangetragen wird. Was meiner Meinung nach ein wenig zu kurz kommt, ist die studentische Anpassung an das von der Uni entworfene modularisierte Studium. Berufserfahrung vor dem Studium zu verlangen, wie es im Artikel getan wird, ist sicherlich kein Allheilmittel, manchmal kann ein Mensch auch nur selbstständig werden, wenn es von ihm überhaupt verlangt wird, was stellenweise in der Uni immer weniger der Fall ist. Bachelorstudenten wurden bei uns schon früh darauf abgerichtet, in einem Seminar zunächst nach den erreichbaren Credits und den Anforderungen dafür zu fragen und sich genau danach zu richten, was in seitenlangen Verordnungen steht. Das ist jemandem, der möglichst erfolgreich ein Studium absolvieren will, wohl kaum zu verübeln. An einer Stell möchte ich dem Autor widersprechen: Schwänzen ist für mich keine schulische Verhaltensweise, sondern auch ein Ausdruck persönlicher Freiheit, um mal pathetisch zu werden: Wer fehlt, muss eben das Verpasste nachholen, Punkt. Studenten sollte es möglich sein, dies selbst zu entscheiden, die Schulpflicht ist dann vorbei.

Im Spiegel stieß ich außerdem auf einen Bildband über die Architektur Pjöngjangs. Geradezu gespenstisch wirken einige Bilder von sozialistischen Monumentalbauten, teilweise mit fernöstlichem Einschlag. Dem Fotografen ist zugute zu halten, dass er es geschafft hat, auch den grauen, bröckelnden Alltag einzufangen, sodass das Projekt nicht zu einem „Auch in kommunistischen Diktaturen gibt es schöne Ecken“-Bildband verkommt. Wer sich einen Eindruck verschaffen will, möge dies hier tun.

Samstag, 14. Mai 2011

Freitag, 18. März 2011

Hummus zum Frühstück & Soldatinnen mit Handtaschen - Teil III

Nach dem Verlassen Jerusalems begann der letzte Teil der Rundreise, der uns weiter gen Süden und schließlich in den Norden führen sollte.
Nachdem der Schnee doch nicht nach Jerusalem kam, fuhren wir nach Ein Gedi am Toten Meer. Nach kurzem Überlegen habe sogar ich, als absolut wasserscheue Person bekannt, bei 21 ° meinen Bikini angelegt und bin todesmutig in die salzigen Fluten geglitten. Es ist wirklich ein unbeschreibliches Erlebnis, geradezu schwerelos an der Wasseroberfläche herumzuschweben und sich wahlweise auf dem Rücken oder dem Bauch vom Wasser treiben zu lassen. Man hat immer davon gehört, dass der hohe Salzgehalt des Toten Meers diesen Effekt haben würde - was das in der Praxis wirklich bedeutet, begreift man erst durchs Ausprobieren.

Danach ging's weiter nach Masada, den Überresten einer alten Festung von Herodes in der Wüste, die im judäischen Krieg zur letzten Bastion des Widerstands der Zeloten gegen die Römer wurde. Beeindruckend waren dabei für mich weniger die Überreste von Herodes' Anlagen als mehr der Ausblick, den man von der wirklich hohen Formation hatte, auch wenn das diesige Wetter dem Grenzen setzte.

Die Übernachtung in Be'er Sheva ließ uns diese Stadt im Negev nicht gerade als Wüstenstadt erscheinen, nach Berichten unseres dortigen Gastgebers sind dort aber jetzt wieder 36°. Während des ganzen Trips hörten wir immer wieder die Versicherung, wir hätten die einzigen kühlen Tage des Jahres abbekommen. Na gut, glauben wir das mal - allen künftigen Israelreisenden möchte ich aber raten, den Winter des Landes ernst zu nehmen. Den nächsten Shabbat haben wir jedenfalls - unter anderem mit einer informativen Führung durch die Bauhausstadt - in Tel Aviv verbracht, bevor wir nach Haifa weiterreisen konnten. Unsere dortigen Hosts wohnten in einem netten drusischen Dorf (Osfyia) am Stadtrand, von dessen Bergen man eine tolle Aussicht hatte. Sowieso hat Haifa und dessen Lage mir sehr gut gefallen, nicht nur, dass es in einer Bucht am Mittelmeer liegt - also einen Strand hat - sondern auch der Ausblick von den steilen Hängen ist toll. Gut, das Wandern durch die Stadt wird häufig durch steile Anstiege erschwert, aber was soll's. Für den ganz großen Aufstieg gibt es die einzige U-Bahn Israels. Sie hat zwar nur 6 Stationen, aber die Fahrt in ihr ist doch recht ungewöhnlich, wenn man "normale" U-Bahnen gewohnt ist.

Zum Programm am ersten Haifatag gehörte natürlich die Besichtigung der Bahaigärten und ein Besuch im etwas entfernt liegenden Akko. Die Gartenanlagen sind nett anzusehen, wirklich spirituell wirken sie aber nicht. Überhaupt erzählten zwei Touristenführer unterschiedliche Dinge über die Bedeutung der Hängenden Gärten der Bahai - vermutlich haben die Gärten selbst wirklich keine spirituelle Bedeutung. Der Schrein des Bab, des Religionsstifters, war leider gerade von Planen verhüllt, man beachte aber den "antiken" Tempel mit dem merkwürdigen grünen Dach zur Rechten, und natürlich die Aussicht. Was man bis zum Schrein sieht, ist übrigens nur die Hälfte, nach unten hin erstreckt sich ein genauso langes Stück weiterer Gartenanlagen. Auf dem Weg zum Bahnhof durch die Deutsche Kolonie zu schlendern war erheiternd, denn es sah tatsächlich recht "deutsch" aus. Denn auch wenn die Häuser, die Mitglieder der deutschen Tempelgesellschaft errichtet haben, in klassischen Sandfarben gehalten waren, prangte auf ihnen doch ein landesunübliches Spitzdach.

Akko/Acre hatten wir uns etwas aufregender vorgestellt, auch hier waren wir vorwiegend in der Altstadt, aber immerhin den vor wenigen Jahren erst entdekcten Templertunnel haben wir erkundet und die Zitadelle besucht, die Ritterhallen sind ziemlich beeindruckend. Durch die Gassen der Alstadt findet man sich nicht sehr leicht zurecht, da auch alle Schilder auf arabisch sind, aber mit den wenigen Schildern für Touristen ging es.

Am letzten "aktiven" Tag unternahmen wir nach Tiberias, um den See Genezareth zu erkunden. Die Landschaft in Galiläa ist wirklich toll und wir haben neben dem Seeufer gleich drei bekannte Orte besuchen können: die Brotvermehrungskirche, die Primatskapelle und den Berg der Seligpreisungen. Da dieser Bericht knapp sein soll, bitte ich meine Leser diese Orte bei Unwissenheit zu googeln oder das Neue Testament zu lesen. Am schönsten fand ich - trotz des anstrengenden Aufstiegs durch einen Olivenhain - den Berg der Seligpreisungen.
Die 8 Seligpreisungen (aus der Bergpredigt) sind dort in einem Garten verteilt auf Steintafeln angebracht - natürlich auf Latein. Ha, wir lachen den Unwissenden ins Gesicht! Aber auch die Kirche gefiel mir ziemlich gut. An diesem Moment musste ich mich tatsächlich ein wenig über die Touristen aus den Reisebussen wundern, wenn nicht gar empören. Sicher ist es sehr komfortabel, in einem Land ohne zuverlässigen ÖPNV immer ein Vehikel zur Verfügung stehen zu haben, aber wie kann man in 5 Minuten - wenn nicht gar weniger - in eine Kirche reinstürmen, eine Runde drehen und wieder herausrennen?
Am letzten Tag vor dem Abflug haben wir nicht mehr viel unternommen, v.a. weil mir meine Erkältung, die vermutlich aus der Wüste stammt, ziemlich zu schaffen machte. Ein Erlebnis ist mir vor allem im Gedächtnis geblieben: als wir Haifa verlassen wollten war es 11 Uhr. Am 15.03. gab es in ganz Israel ein 5-minütiges Gedenken an Gilad Shalit, der nach wie vor im Gazastreifen gefangengehalten wird.  An so einem nationalen Einhalten teilzunehmen ist schon etwas Besonderes. In Tel Aviv waren wir noch Andenken besorgen und haben die quälend lange Nacht am Flughafen verbracht. Le'hitraot be'Israel
Tja, jetzt bin ich wieder im grauen Hamburg, von dem ich hoffe, dass es so schnell wie möglich wieder sonnig wird. Ich möchte so bald wie möglich einen Hängesessel auf dem Balkon hängen haben.

Hummus zum Frühstück & Soldatinnen mit Handtaschen - Teil II

Hatte ich schon erwähnt, welche Entdeckung ich am Flughafen Zürich beim Warten auf das Boarding machen konnte? Hebräisch ist meiner Meinung nach das Schwizerdütsch der semitischen Sprachen, soviel "kh"s und "ch"s findet an sonst nicht in vielen Sprachen.
Aber eigentlich soll es jetzt ja um Jerusalem gehen. Inzwischen hatte die israelische Arbeitswoche wieder angefangen und die Straßen, Einkaufszentren und Bahnhöfe in Tel Aviv wie Jerusalem waren voller Soldaten und Soldatinnen. Ich kann mir vorstellen, dass so viele uniformierte  - v.a. - junge Menschen, oft durchaus bewaffnet, für die meisten Israelurlauber ein verstörender Anblick sind.
 Nach der Erkundung der Gassen der Goldenen Stadt am ersten Tag - ganz in schwarz gekleidet fällt man im Jüdischen Viertel nicht weiter auf - war der zweite Tag den Hauptattraktionen gewidmet, was sich natürlich vor allem auf die verschiedenen religiösen Stätten bezieht.





 Gedränge an der Klagemauer (engl. Western Wall) war eigentlich nur in der Frauenecke (rechts) zu beobachten, die ungerechterweise sehr viel kleiner als die der
Männer ist.

Den Gang über die Via Dolorasa mussten wir unterbrechen, da es nur eine Stunde am Nachmittag gibt, zu der Nichtmuslime den Tempelberg betreten dürfen (man sieht die Holztreppe auf dem Bild rechts). Vorher konnten wir bei einem Gang um die Mauern der Altstadt jedoch besichtigen, welch immense und vermutlich brisante Bedeutung der Ölberg für die jüdische Bevölkerung hat: die von Weitem sandfarben scheinende Fläche bestand in Wahrheit aus Tausenden von Gräbern, und es ist noch Platz für weitere.

Aber zurück zum Tempelberg, ich will mich schließlich auf das Wichtigste beschränken. Es empfiehlt sich wirklich, möglichst früh vor dem Eingang zu stehen, 20 Minuten vor Einlass hatte sich bereits eine kleine Schlange gebildet. Die Fläche auf dem Berg selbst ist ziemlich groß und beeindruckend. Während die Al-Aqsa Moschee eher farblos wirkt, ist der Felsendom, der mit seiner goldenen Kuppel die Altstadt überragt ein echtes Schmuckstück. Nach einer Stunde mussten wir aber leider das Gelände schon wieder verlassen.

Bleibt noch die Grabeskirche zu erwähnen. Die vielen Richtungen des Christentums, die sich in der Kirche mit dem Heiligen Grab aufhalten wollen, haben auch architektonisch ihre Spuren hinterlassen, was zu einem großen Gewirr an unterschiedlichen Stilen führt und die Kirche meiner Meinung nach recht wenig konzeptioniert wirken lässt. Ein Beispiel wäre folgender Anblick, der sich dem Betrachter aus dem römisch-katholischen Teil der Golgotha-Kapelle in den griechisch-orthodoxen Teil bietet.
Das Gedränge in der ganzen Kirche ist wirklich enorm, erst recht, wenn die tägliche Prozession der Franziskaner beginnt, die wir auch erleben durften.
Am Abend stand dann auch mal das "neue" Jerusalem auf dem Plan, allerdings finde ich es in den Gassen der Altstadt doch gemütlicher - so ein richtiges Großstadtflair konnte mir auch die  Neustadt von Jerusalem nicht vermitteln. Der dritte Tag war nass und kalt, sogar Schnee war angekündigt worden. Gut, dass für diesen Tag sowieso ein Museumsbesuch vorgesehen war, nämlich in Yad Vashem. Zu dieser Holocaustgedenkstätte muss man nicht viel Worte verlieren - der eindrucksvollste Gedenkort war auf jeden Fall der für die ermordeten Kinder und auch das neu errichtete Museum ist einen Besuch wert.

Für die letzten Tage der Reise wird es noch einmal einen neuen Beitrag geben, ich hoffe ich kann soweit den ein oder anderen Leser unterhalten und fordere alle auf, auch noch den Schilderungen vom Toten Meer, haifa und Tiberias ihr Auge zu leihen.

Donnerstag, 17. März 2011

Hummus zum Frühstück & Soldatinnen mit Handtaschen - Teil I




Die Liste an Skurrilitäten ließe sich noch ein wenig fortführen. Es sind einfach zu viele Eindrücke, die bei mir auf unerer kleinen Rundreise durch Israel haften geblieben sind. Viele, die von der Reise wussten, sind auf Fotos und Erzählungen gespannt, daher wähle ich diesen Weg, um ein wenig von dem zu berichten, was uns in den letzten 12 Tagen alles widerfahren ist. Alle 300 Fotos werden jedoch nicht veröffentlich werden, das wäre doch zu ermüdend. Ganz nebenbei: welcher Blogleser ist bitte über die Google-Stichworte "Frauen tanzen auf der Stange Videos" zu mir gekommen? Wenn schon, dann an der Stange bitte.

Als echte Traveller, oder Reisende, wie der Lonely Planet zu sagen pflegt - nur nicht als Touristen zählen - ging es also frohgemut mit Backpacks zum Flughafen, um über Zürich nach Tel Aviv zu fliegen:
Die Schokolade bei Swiss Air ist übrigens nur zu empfehlen...

Wenn man nun früh halb vier am Shabbat in Tel Aviv steht, bleibt nur das Taxi in die Stadt, wo es noch galt, ein Hotel für die nächsten zwei Tage aufzutreiben. In diesem konnten wir uns für den ersten Tel Aviv-Tag am Strand ausschlafen. Dass das Wetter leider nicht die nächsten Tage halten würden, war zu der Zeit noch nicht klar...




Ein israelisches Frühstück bei "Aroma" ist jedenfalls das Richtige für den Beginn einer Reise!

Barfuß laufen am Strand und einen Teil der Stadt zu erkunden war genug für den ersten Tag, am zweiten Tag haben wir die Altstadt von Jaffa besucht, die wirklich sehr schön restauriert wurde - ein echter Gegensatz zu der ein wenig schmuddeligeren Ecke rund um den Strand in Tel Aviv mit den vielen Hotels.
Abends stand das erste Couchsurfingerlebnis in diesem Land auf dem Plan, was das noch viel größere Erlebnis voraussetzte, einen Bus aufzutreiben, herauszufinden, wo dieser fuhr und dann noch in Erfahrung zu bringen, wohin es überhaupt wann gehen sollte. Richtig, in weiten Teilen Israels scheint man auch ohne Buspläne und Haltestellenaushänge glücklich zu sein - ein wahrhaft merkwürdiges Erlebnis für die verwöhnten Deutschen. Und ein Gewinn für Taxifahrer.

Am Tag darauf fuhren wie die kurze Strecke nach Jerusalem - der Zug hatte mit den steilen Bergen wirklich zu kämpfen, da bemerkt man erst, wie hoch Jerusalem eigentlich gelegen ist. Unser mit Krimskrams der letzten Jahrzehnte vollgestopftes Hotel befand sich in der Altstadt, auf der auch das Hauptaugenmerk der drei Tage lag. In ihren verwinkelten Gassen findet man sich anfangs nur schwer zurecht, ein hilfreicher Hinweis aus dem Reiseführer war aber, sich immer bergauf zu begeben, dann lande man am Jaffa Tor. In Jerusalem wurde es schon merklich kühler, hatten wir tatsächlich Hamburger Schietwetter mitgebracht? 
Morgen gibt es Weiteres über Jerusalem und den weiteren Verlauf der Reise.

Donnerstag, 2. Dezember 2010

Kurze Statusmeldung

Der überwiegende Teil meiner Leser weiß es sowieso schon: ich bin in die Freie und Hansestadt Hamburg umgezogen und wohne nun schon knapp zwei Monate hier.
Die Vorteile der Einstellungspolitik im Hamburger Schulwesen bescherten mir prompt einen Job, mit dem ich die Zeit bis zum Referendariat überbrücken kann. Es gäbe einfach viel zu viel zu schreiben, dafür reicht heute nicht die Zeit. Ich versuche in der nächsten Zeit, mein Blog wieder mehr zu pflegen und mit Inhalten zu füllen, die Neuwahlen im nächsten Jahren werden mir sicher den ein oder anderen Anlass zum Kommentar bieten.
Wettertechnisch gesehen habe ich es im Norden wohl nicht wirklich schlimm erwischt, ich höre, Sachsen ist ebenso eingeschneit wie die Hansestadt.

Sonntag, 11. Juli 2010

Modetip des Monats

Ach was sag' ich, mindestens eines ganzen Jahres:


Gesehen in Leipzig. Es erscheint mir doch sehr wichtig, einige Menschen daran zu gemahnen.

Dienstag, 6. Juli 2010

Wohnst du auch hier?

Besuchsweise probier ich gern immer mal wieder aus, ob das WG-Leben für mich tauglich sein könnte. Der Vorteil gegenüber einem Besuch bei der allein lebenden koffeinabstinenten Schwester ist eindeutig, dass es auf jeden Fall Kaffee gibt - bitte nimm das nicht persönlich, Schwesterherz.
Einige, möglicherweise verallgemeinerbare Thesen wage ich mal durch den Besuch in einer beliebigen Leipziger Studenten-WG zu formulieren:
  • Kaffee ist zwar da, aber im unpassendsten Moment sind die Filter alle. Ok, das mag wirklich ein Einzelfall sein, heroisch, wie ich bin, habe ich den lebensnotwendigen Morgenkaffee eben "türkisch" getrunken.
  • Schon eher verallgemeinerbar: die meisten Lebensmittel sind Bioprodukte. Was immer wieder die Annahme widerlegt, Studenten seien bettelarm.
  • Je nach Vereinbarungen über die gemeinschaftlich genutzten Räume ist es schwierig, mit dem richtigen Kochgeschirr zu kochen oder nicht die Lebensmittel eines anderen Mitbewohners zu essen. Etwas Positives kann ich dem aber abgewinnen: es fordert und fördert kulinarische Kreativität.
  • Sollte der Besucher doch einmal seine Zahnpasta vergessen haben, kann er sich verstohlen ein wenig aus einer der vielen Tuben abzweigen. Wenn jemand der gastgebenden WG dies liest, möge er meine Dreistigkeit entschuldigen, es war kaum noch jemand da, den ich hätte fragen können.
  • Die in der Überschrift zitierte Frage bringt immer wieder ein großes Hallo. Ein wenig verstrubbelt schlappt man mit Batman-Boxershorts und stilvollem Radeberger-Shirt in die Küche und sieht sich einem unbekannten Wesen gegenüber. Nach dem innerlichen Check durch die in früheren Besuchen kennengelernten Mitbewohner entschloss ich mich zu der Frage "Kennen wir uns schon"? Mein Gegenüber war sich ähnlich unsicher und beschloss, mir seinen Namen zu verraten. Ich erklärte, welche Mitbewohnerin ich gerade durch meinen Besuch beglücke und die Verunsicherung wich. Problem gelöst.
Ich kann sagen, dass ich immer gern in dieser WG zu Besuch bin, aber ein WG-tauglicher Mensch bin ich eindeutig nicht. So richtig reizvoll erscheint auch ein Test dieser Annahme nicht. Oder bin ich zu anspruchsvoll?

Samstag, 26. Juni 2010

Filmtip der Woche - natürlich von arte

Als passionierte arte-Seherin - wer mich näher kennt darf sich jetzt ein amüsiertes Prusten oder wenigstens ein Schmunzeln erlauben - möchte ich meinen geschätzten Lesern, die vermutlich nicht alle auf mein facebook-Profil zugreifen können, den nachfolgenden Film empfehlen.
Der Titel "Der Preis der Vergeltung" ist sehr aussagekräftig, wie ich finde. Mit ollen Nazi-Geschichten lockt man heute zwar nicht mehr viele hinter de Ofen hervor, aber meiner Meinung nach steht das auch gar nicht so sehr im Vordergrund. Angelehnt an die Eichmann-Entführung erzählt der Film eine fiktive Geschichte über einen vom Mossad entführten ehemaligen KZ-Arzt, der den Agenten jedoch entkommt und untertaucht. Nach 30 Jahren Schweigen über diesen Sachverhalt erscheint in der Ukraine ein verwirrter Alter, der von sich behauptet, dieser Arzt zu sein. Nun müssen die drei Protagonisten, alle in der Heimat als Helden gefeiert, handeln, damit die schon so lange währende Lüge nicht ans Licht kommt. Mehr möchte ich an dieser Stelle auch nicht verraten, nur so viel: auch die Rache an einer grausamen, gehassten Person kann sehr schwierig sein. 

Mittwoch, 9. Juni 2010

"Israelische Soldaten erschießen Schnurrbartträger"

Zur Zeit meine geliebte Morgenzeitung aufzuschlagen macht einfach keinen Spaß mehr. Die meiste Berichterstattung über angeblich hinterrücks von Zahal gemeuchelte Friedensaktivisten ist nur noch zum Brechen und lässt mich doch sehr an unseren Medien zweifeln. Am beunruhigendsten finde ich vor allem, wie offensichtlich sich Türkei und Iran zusammenschließen und inzwischen einen eigenen Schiffsausflug ankündigen, für den "die Revolutionsgarden schon bereit stehen", wie ich heute in der FAZ las. Wie weit werden es diese Verrückten noch treiben? Und warum wird bei jedem israelischen Furz eine internationale Untersuchungskommission gefordert? Der Menschenrechtsrat der UN ist ja für seine Expertise auf diesem Gebiet bekannt. Die Kommission, die Israel zur Untersuchung eingesetzt hat, lässt nach einiger israelischer Kritik noch einiges zu wünschen übrig - genauer habe ich mich damit noch nicht beschäftigt - doch zunächst soll sie ihre Arbeit tun, dan werden wir weitersehen. Herr Erdogan ist ein immer großmäulig auftretender Rüpel. Ich würde gern sein Gesicht sehen, würde von der UN eine internationale Kommission zur Untersuchung des Armenier-Genozids gefordert, das Land schert sich nicht einmal um eine nationale Aufarbeitung. Ähnlich wenig hören wir zum Mord am Vorsitzenden der Türkischen Bischofskonferenz. Der Zentralrat der in Deutschland lebenden Armenier ruft die Gefahr für Christen in der Türkei ins Bewusstsein und fordert Ankara auf, einiges wieder gut zu machen:
Erst kürzlich hatte der türkische Ministerpräsident Erdogan ihnen mit der erneuten Deportation gedroht, wenn die Diaspora weiterhin auf eine internationale Anerkennung des Völkermords von 1915 drängen sollte. 
 Doch lieber schiebt Erdogan Sorge um die Palästinenser vor, um sich zweifelhaften Kräften anzubiedern und sich in die Reihe der auf Israel eindreschenden Personen einzureihen. Man muss sich langsam wirklich fragen, wohin die Türkei steuert und was damit bezweckt werden soll.
Auf eine andere Meldung weist ein lesenswerter Artikel, aus dem übrigens auch die Überschrift stammt, namens "Wenn der Froschmann zweimal klingelt" hin. Auch dabei geht es um die Israel-Berichterstattung einiger deutscher Medien - die Überschrift "Israel droht mit Selbstverteidigung" ist nur ein skurriles Beispiel. Der Spiegel titelte kürzlich so: "Israels Marine tötet vier Palästinenser im Taucheranzug". Kurz und knapp und jeder weiß sofort, was Sache ist. Statt einer längeren Analyse möchte ich einen Kommentar dazu aufgreifen: wie passen vier Palästinenser in einen Taucheranzug? Ohne Humor ist einiges ja auch nicht mehr zu ertragen. Nach der Analyse der Satzstruktur habe ich mich allerdings gefragt, wie man Leute IN einem Taucheranzug töten kann. Unsere Theorie dazu war folgende: Israel legt in Küstennähe systematisch große Taucheranzüge wie Schleppnetze aus, um wehrlose Palästinenser - nicht solche "auf Trainingsmission" - zu erschießen. Perfide.

Schluss jetzt damit, ich möchte noch auf einen Artikel zur ewig wiederkehrenden Debatte über deutschen Patriotismus und Flagge zeigen, hinweisen. Darf man das denn, bei unserer Vergangenheit? Ich stimme dem Autor zu, das Flagge wedelnde Volk denkt darüber nicht nach, nur staubige Intellektuelle, die anscheinend nix Besseres zu tun haben als Gefahren heraufzubeschwören und zu warnen. Es gibt nur ein Fazit: Wir haben eine Fahne. Ich werde an dem schwarz-rot-goldenen Zirkus zwar nicht partizipieren, aber eher, weil es mir zu albern ist. Zur WM sehe ich mir Fußball an, ich freue mich auch, wenn die deutsche Mannschaft gewinnt. Aber vor allem bescheren mir die nächsten Wochen einen Job auf dem Bierwagen hinter unserem Hörsaalzentrum. Fußballfans trinkt und gebt mir Trinkgeld, dann denke ich darüber nach, ein enthusiastisches Gesicht aufzusetzen. Le'chaim!

Samstag, 5. Juni 2010

Captain Stabbing & friends



Mich beschleichht das Gefühl, dass ein Großteil der Menschen dieses Stück israelischen Humors nicht verstehen wird. Ein wenig muss man sich ja immer zwischen Lachen und Weinen entscheiden. Die ganze Weltöffentlichkeit prügelt auf dieses Land ein und beschwört die Märchen von Hilfslieferungen bringenden Friedenstäubchen und die Musiker stellen sich hin und nehmen die Taktik der Aktivisten aufs Korn. Die Frage stellt sich mir nach dem Beweggrund des Videos bzw. des Lieds. Vermutlich legen es Einige als Zynismus oder Verhöhnung aus, aber ich denke es ist eher eine Art Verzweiflung. Das Motto "schlimmer geht es eh nicht mehr" könnte dabei durchaus zutreffend sein.
Ih pfeif jetzt auf Bono und sein Gejammer und höre mir das Lied mit dem wunderbaren Nahostakzent-Englisch noch einmal an.

Mittwoch, 19. Mai 2010

Der "Kampf gegen Rechts" als heilige Kuh

Zwar ist Deutschland mit dem WM-Ausfall von Michael Ballack beschäftigt, aber in der wirklichen Welt drehen sich die Dinge schon weiter. 
Eine ursprünglich sehr alte, immer wieder zerstörte und wieder aufgebaute Synagoge in Worms wurde  an mehreren Stellen angezündet. Wer die Deppen waren ist noch nicht sicher, aber SPON weiß schon ganz genau, aus welcher Ecke sie kommen müssen: der Artikel ist in der Rubrik Rechtsextremismus aufgeführt. Denn wenn eine Synagoge brennt können das nur Rechte gewesen sein. Das orthografisch und grammatisch zweifelhafte "Bekennerschreiben", dessen Authentizität bisher noch nicht geklärt ist, weist eher in eine andere Richtung und widerlegt somit die eigene Einordnung. Darin wird den Wormser Juden vorgeworfen sie ließen Palästinenser nicht in Ruhe. Ich weiß ja nicht, wieviele Palästinenser da so leben, aber sie schmachten vermutlich ein elendes Leben, unterdrückt von den Mainzer Juden, die die Synagoge nutzen. Der Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Rheinland Pfalz hat übrigens knapp 3200 Mitglieder. Ich denke bei dieser geballten Macht ergeht es den Unterdrückten da schlecht.
Doch weg vom triefenden Sarkasmus. Das Muster, den Juden in Deutschland fehlende Verbundenheit zu dem Staat, in dem sie leben, vorzuwerfen, ist vermutlich so alt wie die Wormser Synagoge selbst. Anscheinend setzen immer wieder Menschen alle Juden mit Israelis gleich. Staatsrechtlich steht natürlich allen Juden ein israelischer Pass zu, aber vermutlich die wenigsten nach Deutschland statt nach Israel eingewanderten Juden haben bisher davon Gebrauch gemacht. Auch für die hier Geborenen wird das wohl zutreffen, schon, weil Deutschland so rigorose Vorschriften für eine doppelte Staatsbürgerschaft hat. 
Meiner Meinung nach passt dieser Brandanschlag auf drei verschiedene Hintergründe - eine Aufzählung wäre wohl müßig - , nur einer wird jedoch von dem meisten Meidien in Erwägung gezogen. Aus politischer Korrektheit oder Blindheit, man weiß es nicht. Man wird die Täter sowieso so schnell nicht fassen. Und wenn, wird sicherlich ein anderes Thema Deutschland bewegen. is dahin haben wir brav Menschenketten "gegen Rechts" gebildet und den Anfängen gewehrt. Lustigerweise bin ich auf einen Artikel bei dem Antifa-Portal indymedia gelandet, um da den bangen Satz zu lesen:
 Wird es in Worms vor Ort eine ANTIFA-DEMO geben, um diese antisemitische Gewalttat zu skandalisieren?
 Die haben den Artikel in die Rubrik Antifa gesteckt und sich damit mindestens so blind wie der Spiegel gestellt. Ich bin schon gespant auf den Aufmarsch der Antifa mit Pali-Tüchern und "free Palestine"-Shirts, die im Glauben des antifaschistischen Kampfes die antizionistischen Motive des Bekennerschreibens am Körper tragen. Darüber zu lachen wäre wohl zynisch.

Dienstag, 18. Mai 2010

Heart and Soul

 (Quelle)

Mit einem kurzen Video möchte ich an den 30. Todestag von Ian Curtis erinnern. Die von mir bei Youtube hochgeladenen Videos sind ja alle mit Liedern von Joy Division  unterlegt, es wäre wohl zuviel des Guten, würde ich sie meinen Lesern schon wieder vorsetzen. 



Zu sentimental werde ich jetzt aber nicht werden, man muss es ja nicht übertreiben. Es reicht, wenn irgendwelche Hippies noch heute an Jim Morrisons Grab ihren Rausch ausleben. Ian Curtis hätte das nicht verdient. Wer ihn noch nicht kennt, sollte sich mal den Film "Control" ansehen. Einige der Gesangseinlagen sind zwar nicht unbedingt gut gelungen, aber ansonsten ist er doch sehenswert.

Montag, 17. Mai 2010

Artaxerxes und der Wahn der Wissenschaft

Der heutige Tatort, den ich mir - eine Premiere - in der Groove Station angesehen habe, hat mich nachdenklich gestimmt. Es war wieder Tatort aus Münster, die normalerweise immer für gute Unterhaltung bürgen und sich durch ihre Dialoge auszeichnen. Was mich nun anregte ist die Geschichte um den Archäologen, der unbedingt sein theoretisches Wissen um Mumifizierungen anwenden will. Damit stellt sich unweigerlich die Frage, wie weit Wissenschaftler für Erfolg und Ruhm zu gehen bereit sind. Das Leben in der Forschung wäre mir auch zu anstrengend, die Gefahr, ein Fachidiot zu werden, schwebt wohl immer über einem. Aber ist es Forschungserfolg wirklich wert, Ergebnisse zu fälschen? Wie lässt sich dies mit dem Anspruch der ernsthaften Wissenschaftlichkeit vereinbaren? Einen Forscher umgibt meistens die Aura des ernsthaften Theoretikers - was von Justus von Dohnányi übrigens wunderbar gespielt wurde - die ihn vom Verdacht der Fälschung zunächst freihält. Möglicherweise verführt dieser Anspruch auch dazu, die Grenzen zu überschreiten. Der Archäologe selbst hat nicht gemordet, was auch eine unnötige Wendung der Geschichte gewesen wäre, aber einen "gefundenen" Leichnam zu mumifizieren, um der Fachwelt ein aufregendes Ereignis präsentieren zu können, ist moralisch dennoch seh bedenklich. Die Story kann auch dazu anregen, vermeintlich bewiesene wissenschaftliche Ergebnisse zu hinterfragen. Sollte der Drehbuchschreiber intendiert haben, diesen Effekt beim Zuschauer zu bewirken, war er bei mir zumindest erfolgreich, bzw. hat er mich in meinem bisherigen Denken bestätigt. Für die Anderen bleibt vielleicht das ungefragte Einmischen und Hinterfragen einfach eine Art "morbus Boerne".

Nicht jeder ist ein Poet

Aber nicht jeder sieht das auch ein. Ich war durchaus erfreut darüber, dass ich für einen Jazz-Poetry Slam Eintrittskarten gewonnen hatte. Allen Vorurteilen über pseudointellektuelle selbsternannte Künstler zum Trotz wollte ich mir die Sache eben selbst einmal ansehen. Schon der zweifelhaft wirkende Glückwunsch zu meinem Gewinn hätte uns zur Umkehr bewegen sollen. Das Publikum bestand natürlich aus den üblichen studentischen Gestalten, die sich beflissen mit Bionade betranken. Die folgenden Texte waren meist wenig unterhaltsam und  auch inhaltlich von eher durchschnittlichem Gehalt. Der Vortragende, der wohl der DKP entstammte, hatte leider eine so große Fanbasis mit, dass jedes seiner schlecht gereimten Stücke - z.B. über deutsche Agressoren in Afghanistan - tatsächlich noch bejubelt wurde. Die meisten anderen kannten scheinbar kaum andere Themen als hübsche Mädchen. Ganz ehrlich, ist diese ständige Mann-Frau-Kiste nicht mal ausgetreten? Ist das nicht eher Mario Barth mit intellektuellem Anstrich? Natürlich war nicht alles so schlecht, aber nichts riss mich wirklich vom Hocker, lachen mussten wir vor allem an den unpassendsten Stellen. Aber ganz sicher nicht über den Inhalt der vorgetragenen Texte.
Ich bin mir nicht sicher, inwieweit dieser Poetry Slam repräsentativ ist, aber soll das wirklich künstlerisch sein? Die ewig gleichen Themen, mit Pathos vorgetragen, oft auch noch schlecht gereimt und das Publikum schien hochentzückt. Irgendetwas scheint mir da abzugehen. Das Beste an dem Abend war die Band, die den jeweiligen Poeten begleitete. Sie waren die wahren Künstler an dem Abend, da sie ihre Musik gut an die jewiligen Texte angepasst haben. Nun bleibt als Quintessenz des Abends aber auch noch eine andere Frage: Was ist Kunst?

Sonntag, 25. April 2010

Ich trage nicht nur Dr. Martens

Das sollte ja mal gesagt werden. Ab und zu weiche ich auch aus, da Dr. Martens bisher keine Ballettschuhe konzipiert hat. Aber wenigstens hatte ich nicht nur weiß und rosa zur Auswahl:

Naja, an der 180° Linie arbeiten wir noch etwas, braucht ja alles seine Übung:
Ansonsten verlief das erste Training recht gut. Dem Ruf entsprechend hielt sich der Lehrer auch nicht lange bei Vorstellungsfloskeln u.ä. auf, sondern scheuchte uns gleich an die Stange. Gut, dass sein Name wenigstens bei der Anmeldung stand...
Auf 1000 Dinge sollte ich gleichzeitig achten, überall alles anspannen, Becken vor, Kinn parallel zum Boden, Arme locker auf der Stange, Fuß herausstrecken und überhaupt. Ich hatte ständig Frau Kralova, beliebte Tanzlehrerin bei "Anna", im Kopf, erst recht, als wir nach fast einer Stunde in obiger Fußstellung ein Bein auf die für mich etwas hohe Stange legen sollten. Wie jetzt, auch noch die Arme auf die Füße und die kleine Zehe zur Stange gedreht? Ich bin nicht aus Gummi! Das Semester wird ein Spaß, wenigstens habe ich mich nicht allzu blöd angestellt - eine gute theoretische Ausbildung durch exzessiven Ballettfilmkonsum ist eben etwas Wert ;) Und immer dran denken: Lan-ge die Arme!

Samstag, 24. April 2010

Fressflash

Ich danke Rewe, dass ich auch später am Abend meine Lust auf Süßigkeiten befriedigen konnte. Was soll ich sagen, danach ging es mir gleich viel besser und das Lernen konnte weitergehen:

Nur noch zwei Wochen, dann kann ich mich hoffentlich wieder meinen Hobbies zuwenden, also auch diesen Blog ausbauen. Ich wollte sowieso noch etwas zu meiner ersten Ballettstunde schreiben. Das muss wohl noch warten.

Samstag, 10. April 2010

Hund oder Mensch?

Wenn Hundeausstellung ist, muss man seine Arbeit natürlich unterbrechen, schließlich ist in Dresden nicht so oft eine, die dann auch noch über zwei Tage geht. Zumindest schmückt sie sich mit dem Titel der 1. Internationalen Hundeausstellung. Wie dem auch sei, heute waren jedenfalls die ersten Schauen und es begeistert doch immer wieder, mit welchem Elan die Hunde da geputzt werden. Es ist nicht immer ganz sicher, ob sich Herrchen und Frauchen oder der liebe Vierbeiner präsentieren soll, überall liegen Kämme, es riecht nach Parfüm - Vanille, igitt - und ich sah auch Dosen mit Haarspray. Also wirklich, Lockenwickler waren dann doch etwas viel. Ich mag ja Hunde wirklich, deswegen würde ich ihnen das auch nicht antun. Am witzigsten sind dann aber die Beobachtungen zu den Hundehaltern. Suchen sich eigentlich die Hunde Besitzer, die ihnen ähnlen, ist es umgekehrt oder gleichen sie sich mit der Zeit an? Es ist allzu oft erstaunlich, welch physiognomische Ähnlichkeiten Hund und Mensch da aufweisen. Und wenn es nur die Föhnfrisur ist. Oder das lange Gesicht, der breite Hintern, die O-Beine oder ein leicht arroganter Gang. Ich könnte stundenlang dort sitzen und Mensch und Tier beobachten. heute waren Möpse und Chihuahuas neben den Windhunden. Auf der einen Seite kleine Schoßhündchen - wann sind eigentlich Möpse so in Mode gekommen? - und auf der anderen lagen die Irischen Wolfshunde herum. Irgendwo mit ihrer mir-egal-Haltung nahmen sie ihre Plätze ein und sagten nicht viel. Als dann doch mal der ein oder andere aufstand, sind nicht wenige Besucher erschrocken. Dort ging es zumindest am lockersten zu, manche haben eben zu viel Schönheitspflege nicht nötig. Dann schon lieber ein Erholungsschlaf (allerdings noch ein kleines Exemplar der Rasse):
 Erschrocken bin ich dann nur über viele Verkaufsstände. Muss man Hunden wirklich Mützen ausetzen? Auch dieses Geschirr mit vermeintlich witzigen Sprüchen darauf ist in etwa so witzig wie Menschen mit ebenfalls lustig gemeinten Sprüchen auf den T-Shirts. Und was soll bitte ein Kinderwagen für Hunde? Die sollen laufen, nicht herumgeschoben werden oder gar in diesen schrecklichen Taschen, die es in den verschiedensten Designs gibt, herumgetragen werden. Wenn ihr einen Wagen schieben wollt, macht ein Kind. Ehrlich, Hunde sind Tiere, die viel Bewegung brauchen, keine kleinen Luxusartikel für das eigene Ego. Da haben sie schon selbst eins. Das werden wir morgen sehen, wenn die Dackel auflaufen. Da ist nichts mit Lockenwicklern und ordentlich durch den Ring schweben. Da geht die Post ab und jeder will der Anführer sein. Denn jeder sollte wissen, ein Dackel ist immer der Chef, egal wie groß der Bruder ist:

Wahnsinn,das ist schon acht Jahre her.
Mal sehen, ob ich morgen noch einmal zur Messe pilgere.
UPDATE: Im Sachsenspiegel gab es einen Beitrag zur Messe - hier mal unverbindlich reinschauen?