Samstag, 26. Juni 2010

Filmtip der Woche - natürlich von arte

Als passionierte arte-Seherin - wer mich näher kennt darf sich jetzt ein amüsiertes Prusten oder wenigstens ein Schmunzeln erlauben - möchte ich meinen geschätzten Lesern, die vermutlich nicht alle auf mein facebook-Profil zugreifen können, den nachfolgenden Film empfehlen.
Der Titel "Der Preis der Vergeltung" ist sehr aussagekräftig, wie ich finde. Mit ollen Nazi-Geschichten lockt man heute zwar nicht mehr viele hinter de Ofen hervor, aber meiner Meinung nach steht das auch gar nicht so sehr im Vordergrund. Angelehnt an die Eichmann-Entführung erzählt der Film eine fiktive Geschichte über einen vom Mossad entführten ehemaligen KZ-Arzt, der den Agenten jedoch entkommt und untertaucht. Nach 30 Jahren Schweigen über diesen Sachverhalt erscheint in der Ukraine ein verwirrter Alter, der von sich behauptet, dieser Arzt zu sein. Nun müssen die drei Protagonisten, alle in der Heimat als Helden gefeiert, handeln, damit die schon so lange währende Lüge nicht ans Licht kommt. Mehr möchte ich an dieser Stelle auch nicht verraten, nur so viel: auch die Rache an einer grausamen, gehassten Person kann sehr schwierig sein. 

Mittwoch, 9. Juni 2010

"Israelische Soldaten erschießen Schnurrbartträger"

Zur Zeit meine geliebte Morgenzeitung aufzuschlagen macht einfach keinen Spaß mehr. Die meiste Berichterstattung über angeblich hinterrücks von Zahal gemeuchelte Friedensaktivisten ist nur noch zum Brechen und lässt mich doch sehr an unseren Medien zweifeln. Am beunruhigendsten finde ich vor allem, wie offensichtlich sich Türkei und Iran zusammenschließen und inzwischen einen eigenen Schiffsausflug ankündigen, für den "die Revolutionsgarden schon bereit stehen", wie ich heute in der FAZ las. Wie weit werden es diese Verrückten noch treiben? Und warum wird bei jedem israelischen Furz eine internationale Untersuchungskommission gefordert? Der Menschenrechtsrat der UN ist ja für seine Expertise auf diesem Gebiet bekannt. Die Kommission, die Israel zur Untersuchung eingesetzt hat, lässt nach einiger israelischer Kritik noch einiges zu wünschen übrig - genauer habe ich mich damit noch nicht beschäftigt - doch zunächst soll sie ihre Arbeit tun, dan werden wir weitersehen. Herr Erdogan ist ein immer großmäulig auftretender Rüpel. Ich würde gern sein Gesicht sehen, würde von der UN eine internationale Kommission zur Untersuchung des Armenier-Genozids gefordert, das Land schert sich nicht einmal um eine nationale Aufarbeitung. Ähnlich wenig hören wir zum Mord am Vorsitzenden der Türkischen Bischofskonferenz. Der Zentralrat der in Deutschland lebenden Armenier ruft die Gefahr für Christen in der Türkei ins Bewusstsein und fordert Ankara auf, einiges wieder gut zu machen:
Erst kürzlich hatte der türkische Ministerpräsident Erdogan ihnen mit der erneuten Deportation gedroht, wenn die Diaspora weiterhin auf eine internationale Anerkennung des Völkermords von 1915 drängen sollte. 
 Doch lieber schiebt Erdogan Sorge um die Palästinenser vor, um sich zweifelhaften Kräften anzubiedern und sich in die Reihe der auf Israel eindreschenden Personen einzureihen. Man muss sich langsam wirklich fragen, wohin die Türkei steuert und was damit bezweckt werden soll.
Auf eine andere Meldung weist ein lesenswerter Artikel, aus dem übrigens auch die Überschrift stammt, namens "Wenn der Froschmann zweimal klingelt" hin. Auch dabei geht es um die Israel-Berichterstattung einiger deutscher Medien - die Überschrift "Israel droht mit Selbstverteidigung" ist nur ein skurriles Beispiel. Der Spiegel titelte kürzlich so: "Israels Marine tötet vier Palästinenser im Taucheranzug". Kurz und knapp und jeder weiß sofort, was Sache ist. Statt einer längeren Analyse möchte ich einen Kommentar dazu aufgreifen: wie passen vier Palästinenser in einen Taucheranzug? Ohne Humor ist einiges ja auch nicht mehr zu ertragen. Nach der Analyse der Satzstruktur habe ich mich allerdings gefragt, wie man Leute IN einem Taucheranzug töten kann. Unsere Theorie dazu war folgende: Israel legt in Küstennähe systematisch große Taucheranzüge wie Schleppnetze aus, um wehrlose Palästinenser - nicht solche "auf Trainingsmission" - zu erschießen. Perfide.

Schluss jetzt damit, ich möchte noch auf einen Artikel zur ewig wiederkehrenden Debatte über deutschen Patriotismus und Flagge zeigen, hinweisen. Darf man das denn, bei unserer Vergangenheit? Ich stimme dem Autor zu, das Flagge wedelnde Volk denkt darüber nicht nach, nur staubige Intellektuelle, die anscheinend nix Besseres zu tun haben als Gefahren heraufzubeschwören und zu warnen. Es gibt nur ein Fazit: Wir haben eine Fahne. Ich werde an dem schwarz-rot-goldenen Zirkus zwar nicht partizipieren, aber eher, weil es mir zu albern ist. Zur WM sehe ich mir Fußball an, ich freue mich auch, wenn die deutsche Mannschaft gewinnt. Aber vor allem bescheren mir die nächsten Wochen einen Job auf dem Bierwagen hinter unserem Hörsaalzentrum. Fußballfans trinkt und gebt mir Trinkgeld, dann denke ich darüber nach, ein enthusiastisches Gesicht aufzusetzen. Le'chaim!

Samstag, 5. Juni 2010

Captain Stabbing & friends



Mich beschleichht das Gefühl, dass ein Großteil der Menschen dieses Stück israelischen Humors nicht verstehen wird. Ein wenig muss man sich ja immer zwischen Lachen und Weinen entscheiden. Die ganze Weltöffentlichkeit prügelt auf dieses Land ein und beschwört die Märchen von Hilfslieferungen bringenden Friedenstäubchen und die Musiker stellen sich hin und nehmen die Taktik der Aktivisten aufs Korn. Die Frage stellt sich mir nach dem Beweggrund des Videos bzw. des Lieds. Vermutlich legen es Einige als Zynismus oder Verhöhnung aus, aber ich denke es ist eher eine Art Verzweiflung. Das Motto "schlimmer geht es eh nicht mehr" könnte dabei durchaus zutreffend sein.
Ih pfeif jetzt auf Bono und sein Gejammer und höre mir das Lied mit dem wunderbaren Nahostakzent-Englisch noch einmal an.